(PNN, 24.08.2012) von Henry Klix
Kritik aus Glindow am Investitionsplan des Abwasserzweckverbands – Ortsvorsteher befürchtet Zusatzkosten für Anwohner

Werder (Havel) - Sie wurden gerade erst für viel Geld saniert, jetzt müssen einige Hauptstraßen in Glindow wieder aufgerissen werden. Grund: der Anschluss ans zentrale Abwassernetz. Für die nach neuen Standards ausgebaute Klaistower Straße wird es laut Investitionsplan des Wasser- und Abwasserzweckverbandes im Jahr 2014 so weit sein. Die jungfräuliche Karl-Liebknecht- und die Ziemensstraße sollen im Jahr 2015 ans Kanalnetz.

Glindows Ortsvorsteher Sigmar Wilhelm (Freie Bürger) spricht von einem Schildbürgerstreich: „Allein Liebknecht- und Ziemensstraße haben zwei Millionen Euro gekostet.“ Deren Sanierung ist vor drei Jahren abgeschlossen worden. Die Anlieger hätten Tausende Euro an Erschließungsbeiträgen zahlen müssen. Mehrere Zuzügler hätten in der Gegend neue Häuser mit Sammelgruben errichtet. „Da hat keiner mit gerechnet, dass die Straße gleich wieder aufgerissen wird. Für eine Abwassererschließung müsste die mit aufwändigem Unterbau ausgebaute Karl-Liebknecht-Straße in der Mitte und zu den Häusern wieder aufgerissen werden. „Danach geht die Flickerei wieder los“, fürchtet Wilhelm. Ihn ärgern auch die zusätzlichen Kosten, denn die Bürger werden für die Hausanschlüsse erneut zur Kasse gebeten. „Hätte man das mit einem Aufwasch erledigt, wäre es günstiger geworden.“ Wilhelm schlägt vor, die Abwassererschließung in anderen Bereichen Glindows fortzusetzen, „dort, wo noch Straßen saniert werden müssen. Da haben wir einige.“ Auf Anraten von Hermann Bobka (CDU) hat sich der Ortsbeirat schriftlich ans Rathaus gewandt: mit der Bitte, die Abwassererschließung für Ziemens- und Karl-Liebknecht-Straße zu verschieben. Bobka sieht dafür gute Chancen. „Der Investitionsplan des Zweckverbandes ist nichts Bindendes.“ Der Verband habe noch nie frisch sanierte Straßen wieder aufgerissen. Auf jeden Fall sollte die Bindefrist zur Rückzahlung der Fördermittel eingehalten werden, so Bobka. Fördermittelgeber binden ihre Gaben an die Bedingung, dass an einer neuen Straße nichts verändert wird. Nach Angaben des Landesbetriebs Straßenwesen Potsdam beträgt die Frist fünfzehn Jahre. Sie gilt aber nur, wenn eine hergestellte Straße umgebaut wird, zum Beispiel verschmälert, so Chefplaner Frank Schmidt. Bei „triftigen Gründen“ könne man die Straße öffnen, der Kanalanschluss wäre in Einzelfällen ein solcher Grund. „Das muss beantragt werden und wir schauen uns an, ob es andere technische Möglichkeiten für die Erschließung gibt“, so Schmidt. Zweckverbandschefin Bärbel Gärtner bestätigte, dass geprüft wird, ob man Rohre per Vortrieb oder in Seitenbereiche verlegen kann. Ob das in Glindow geht, sei noch fraglich. Alle Beteiligten würden angehört, bevor es losgeht, gegebenenfalls könne so ein Projekt verschoben werden. „Das Investitionsprogramm ist kein Dogma.“ Laut Gärtner ist Glindow zu 70 Prozent ans Netz angeschlossen, das Programm des Verbandes sehe die Gesamterschließung bis 2020 vor. Die Projektplanung sei nicht immer einfach, so Gärtner. Meist habe man die Straßensanierungen im Blick behalten. Der Zweckverband habe sogar dazu geraten, die Sanierung der Liebknecht-Straße zu verschieben. „Weil es noch Fördermittel dafür gab, hat die Stadt aber berechtigterweise am Ausbau festgehalten.“ Der Zweckverband hat selbst auf Fördermittel geschielt, die es bis vor zwei Jahren noch für den Kanalausbau gab – allerdings nur für dichter besiedelte Gebiete. „Auf die haben wir uns bislang konzentriert“, sagte Gärtner. Durch das Zuzugsgeschehen sei inzwischen die Erschließung vieler Randgebiete wirtschaftlich zu vertreten, auch in Glindow